Worum geht es in der Welt? Was ist die eigentliche Problematik hinter all dem, was wir täglich sehen – hinter Kriegen, Hunger, Mangel, Verletzungen, Macht und Ohnmacht, Umweltzerstörung, Waldvernichtung, Pestiziden, sozialer Ungleichheit?
Wenn wir all das herunterbrechen auf eine persönliche Ebene, dann bleibt eine gemeinsame Wurzel: der innere Mangel an Selbstwert.
Warum wollen Menschen mehr haben, als sie brauchen?
Warum führen sie Kriege, betrügen in Beziehungen, kommunizieren nicht ehrlich, verteidigen sich, kontrollieren, urteilen?
Fast alle diese Phänomene lassen sich auf einen gemeinsamen Kern zurückführen: die unbewusste Überzeugung, nicht genug zu sein.
Unter der Oberfläche des Denkens, unter unseren Beziehungsstrategien und Lebenskonzepten, wirkt in den meisten Menschen ein tiefer Glaubenssatz:
„Ich bin nicht gut genug. Ich bin nicht liebenswert. Ich bin minderwertig. Ich genüge nicht.“
Dieser innere Mangel ist begleitet von einem Gefühl, das die meisten Menschen kaum ertragen: Scham.
Scham ist nicht einfach Angst. Scham ist eine Form von Angst, die direkt an den Selbstwert gebunden ist – an die Identität.
Es ist die Angst, dass jemand wirklich sieht, wer ich bin.
Oder noch genauer: die Angst, dass ich selbst erkenne, wer ich glaube zu sein – und dass das nicht reicht.
Die Identifikation mit dem Ego – also mit dem Bild, das ich von mir habe – versucht, diesen Schmerz zu vermeiden.
Ich will besser sein, als ich glaube zu sein.
Ich vergleiche mich, kämpfe, verbessere mich, kontrolliere, flüchte – alles, um das unerträgliche Gefühl von Wertlosigkeit nicht spüren zu müssen.
Und so entstehen Kriege.
So entstehen Trennungen, Konkurrenz, Ausbeutung, Umweltzerstörung, Reichtumsexzesse.
Alles, was wir im Außen erleben, ist Ausdruck eines kollektiven Mechanismus der Schamvermeidung.
Denn Scham ist kaum auszuhalten – solange sie im Verborgenen bleibt.
Doch in Beziehung kann sie gehalten werden.
Wenn Scham, Angst, Wut, Trauer, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Freude und Ekstase in einem Raum sein dürfen, wenn sie in Beziehung kommen dürfen, verwandeln sie sich.
Dann erkennen wir, dass fast alle Menschen an derselben Stelle berührt sind.
Das ist der Schlüssel:
Heilung geschieht dort, wo Scham in Beziehung sein darf.
Wo wir wagen, uns mit dem zu zeigen, was wir selbst kaum halten können.
Wo wir erfahren, dass wir damit nicht allein sind.
Dafür stehe ich hier und gerne mit Dir!
Peter Hellwig